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Zahlwörter gehören zu den am häufigsten verwendeten Wörtern in unserer und nahezu allen anderen Sprachen. Dennoch haben wir kaum eine Vorstellung davon, was die Macht der Zahlen ausmacht; Werfen wir einen Blick darauf.
1- Vollkommen losgelöst
Wir können alles mit der Zahlreihe zählen: Konkrete Dinge wie Äpfel, flüchtige Dinge wie Blitze, abstrakte Sachverhalte wie Beleidigungen. Über Jahrtausende waren sprachliche Ausdrucke für eine Anzahl auf zwei oder drei beschränkt und an konkrete Dinge wie Menschen oder Tiere geknüpft. Unser Zwilling oder das Ehepaar sind Sprachfossilien aus dieser Zeit. Die Zahlenreihe mit der alles gezählt werden konnte, ist ein eher junges Produkt der Kulturgeschichte.
2- Unendlich
Die Zahlreihe so wie wir sie kennen, ist für die Unendlichkeit gemacht. Keine Menge kann groß genug sein, dass wir sie nicht prinzipiell damit fassen können.
3- Einfach
Schon Zweijährige lernen den Umgang mit Zahlen und versetzen damit die Eltern in Verzücken.
4- Präzise und vergleichbar
Zumindest vom Konstrukt her, ist die Zahlreihe auch bei unendlich großen Mengen vollkommen präzise-auch, wenn diese Präzision an praktische Grenzen stößt. Viele der letzten technischen Durchbrüche die die Menschheit erlebt hat, waren mit dieser nahezu unendlichen Genauigkeit verknüpft. Weiterhin basiert unsere gesamt Mathematik und Computertechnologie auf dem präzisen Vergleich von Mengen: Größer, kleiner oder gleich.
5- Reihenfolge
Mit der Zahlreihe lassen sich Reihenfolgen festlegen. Legen wir zugrunde, dass der Mensch mit anderen höheren Tieren eine Vorstellung von Hierarchie teilt-Hühner sind ein viel beachtetes Beispiel hierzu-,dann hat der Umgang des Menschen mit Hierarchien sich seither revolutioniert: Plötzlich gibt es nicht nur ein Erster und Andere, sondern für jeden eine festgelegte Position, in die sich jeder einzureihen hat.
6- Benennung
Zahlen werden verwendet, wenn wir schnell und einfach einen schlichten und eindeutigen Namen benötigen. Ob das der Bus Nummer Nr. 5 ist oder die Nummer eines Häftlings.
Sagen Sie selbst, wer hat schon all diese Aspekte im Kopf, wenn er oder sie wie selbstverständlich beginnt zu zählen? “Eins”, “zwei”, “drei”,…
Mennniger, Karl: Zahlwort und Ziffer: Eine Kulturgeschichte der Zahl, Vandenhoeck & Rupprecht, Göttingen 1958
Heike Wiese, Humboldt-Universität Berlin & Yale University: The Co-Evolution of Number Concepts and Counting Words, 2007